Warum PFAS so problematisch sind ...

PFAS („per- und polyfluorierte Alkylverbindungen“) sind vom Menschen hergestellte Chemikalien, die Materialien extrem widerstandsfähig und langlebig machen. Hergestellt werden sie, indem man Materialien wie Karton oder Kunststoff unter Strom setzt und mit Fluorgas behandelt. Dabei entstehen sehr starke Bindungen – noch stärker als die, die man von Fluorid in Zahnpasta kennt. Diese Eigenschaften machen die Stoffe für viele Anwendungen attraktiv.

In der Industrie ersetzt man für PFAS-Herstellung nicht das milde Fluorid, sondern reines Fluor, das viel heftiger reagiert. Es verbindet sich mit Textilfasern und macht Teppiche schmutzabweisend, Regenjacken wasserdichter, Hauswände wetterfester und Kosmetika haltbarer. PFAS finden sich außerdem in To-go-Verpackungen, Imprägniersprays, Pestiziden, beschichtetem Backpapier, Pappbechern und natürlich in Teflonpfannen. Viele moderne Produkte gelten heute als kaum vorstellbar ohne diese Stoffe.

PFAS gelangen in die Luft, wenn sie bei der Herstellung oder später in Müllverbrennungsanlagen erhitzt werden. In Innenräumen können sie sich beispielsweise durch Abrieb von feuerfesten Teppichen oder die Nutzung von PFAS-haltigen Sprays verbreiten. Obwohl PFAS viel mit anderen Stoffen gebunden sind, können einzelne Partikel in unsere Atemluft oder Nahrung gelangen. Größere Stücke – etwa von einer zerkratzten Teflonpfanne – sind meist harmlos und passieren den Körper einfach. Sehr kleine Partikel hingegen können nach Aufnahme ins Blut gelangen. Werden sie nicht ausgeschieden, lagern sie sich an bestimmten Stellen im Körper ab – ähnlich wie verlorene Plastikstücke in einem Park. Ein paar davon sind unproblematisch, doch beim Anstieg der Menge können sie negative Wirkungen entfalten.

In höheren Dosen schwächen manche PFAS die Immunabwehr, stören die Bildung von Antikörpern und können sogar die Wirksamkeit von Impfungen beeinträchtigen – besonders bei Kindern. Einige PFAS-Arten sind deshalb inzwischen verboten. Insgesamt existieren aber rund 4800 verschiedene PFAS, und viele davon sind wegen ihrer extremen Langlebigkeit kaum einzudämmen. Einmal in der Umwelt, baut sie weder die Natur noch der menschliche Körper wirksam ab.

Mittlerweile wurden PFAS an Orten entdeckt, an denen man sie nie vermutet hätte: Sie verbreiten sich über Wasser, Wolken und Luft praktisch überall hin. 2019 konnten sie in allen weltweit untersuchten Regenproben nachgewiesen werden. Ungefiltertes Regenwasser zu trinken gilt daher nicht mehr als empfehlenswert. Besonders hohe Konzentrationen fand man in den Polkappen und in den Organen von Eisbären. Die Ironie besteht darin, dass PFAS ursprünglich entwickelt wurden, um Materialien haltbarer zu machen – und nun selbst zu einem hartnäckigen Umweltproblem geworden sind.