Wasser ist die Grundlage allen Lebens auf unserem Planeten. Schwer vorstellbar also, dass es in irgendeiner Weise gesundheitsschädlich ist. Und doch ranken sich um destilliertes Wasser so viele Gerüchte, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Wir erklären den Unterschied von sog. "Destilliertem Wasser" aus dem Baumarkt und echtem dampfdestillierten Wasser, wie es in der Natur vorkommt... und beantworten Fragen zum alltäglichen Gebrauch.
Destilliertes Wasser trinken – gefährlich oder gesund?
Was ist destilliertes Wasser eigentlich?
Zunächst einmal sollte Ihnen der Unterschied zwischen dampfdestilliertem Wasser und sog. „Destilliertem Wasser“ aus dem Baumarkt bewusst sein. Dampfdestilliertes Wasser entsteht, wenn reines H2O in seiner flüssigen Form zum Verdampfen oder Verdunsten gebracht und der Wasserdampf anschließend kondensiert wird. Dieser Vorgang nennt sich Destillation und ist in der Chemie ein wichtiges Verfahren zur Trennung und Reinigung flüchtiger Stoffe.
Da Schwermetalle wie Blei, Kupfer und Zink einen höheren Siedepunkt als Wasser haben, gelangen sie nicht in den Wasserdampf und bleiben im erhitzten Kessel oder Kochtopf zurück. Das Ergebnis einer solchen Dampf-Destillation ist keimfrei und enthält keine Mineralien mehr.
Ein solches Wasser ist von je her ein Grundbaustein der menschlichen Ernährung, denn Regenwasser ist letztlich nichts anderes als dampf/dunst-destilliertes Wasser. Ob als Schmelz- oder Regenwasser in Zisternen gesammelt oder in Tautropfen gebildet, ist es die Flüssigkeitsquelle schlechthin für alle Lebewesen.
Käuflich zu erwerben ist ein solches Wasser in der Regel aber nicht! Das „Destillierte Wasser“ aus dem Baumarkt wird anders hergestellt und ist nicht für den menschlichen Genuss geeignet – so steht es auch auf der Verpackung. Es handelt sich dabei meist um Wasser, das mit verschiedenen technischen Verfahren praktisch vollständig entsalzt/demineralisiert wurde, also von sämtlichen gelösten Stoffen befreit wurde. Da diese Form des destillierten Wassers für den Einsatz in Batterien, Bügeleisen, Kühlanlagen usw. produziert wurde, ist die hygienische Qualität jedoch kein Kriterium. Auch Spuren von ungeladenen chemischen Rückständen aus den Verfahren können enthalten sein. Es ist bedauerlich, dass diese Flüssigkeit „Destilliertes Wasser“ genannt werden darf, denn mit dampfdestilliertem Wasser hat es – mit Blick auf das Trinken – nichts zu tun.
Ist destilliertes Wasser trinken unbedenklich?
Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Ihre Zellen platzen, wenn Sie destilliertes Wasser trinken. Diese und andere Irrtümer reißen wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Kontext und spitzen sie zu. Richtig ist, dass destilliertes Wasser Ihrem Körper in sehr geringen Mengen Elektrolyte entziehen kann. Ehe dieser Prozess in irgendeiner Weise gesundheitsschädlich verläuft, müssten Sie jedoch ein Vielfaches der empfohlenen Menge an Wasser trinken. Außerdem nehmen Sie laufend Nährstoffe über Lebensmittel auf und Ihr Magen ist selten komplett leer. Das Destillat vermischt sich also in der Regel sofort mit Magenbrei und kommt in seiner extrem reinen Form nicht mit „Zellen“ direkt in Berührung.
Schmeckt destilliertes Wasser?
Sie wissen nun also, dass das Trinken von dampfdestilliertem Wasser unbedenklich ist, doch wie sieht es mit dem Geschmack aus?
Wenn Sie hochwertiges Trinkwasser aus Glasflaschen gewohnt sind oder gutes Trinkwasser aus Ihrer Leitung kommt, dürfte Ihnen sofort auffallen, dass destilliertes Wasser weniger Eigengeschmack besitzt. Kein Wunder, schließlich wird der Geschmack des Wassers im Wesentlichen von seinen Inhaltsstoffen wie Mineralien, Sauerstoff, Kohlensäure usw. bestimmt – all diese werden beim Dampfdestillieren entfernt.
Destilliertes Wasser im Vergleich
Wir sind es gewohnt, jeden Tag Wasser zu trinken, dass wir uns selten über seine genauen Eigenschaften Gedanken machen. Wenn wir dann mit Begriffen wie „Osmosewasser”, „Filterwasser” oder „destilliertes Wasser” konfrontiert werden, wirft das Fragen auf. Was genau ist also der Unterschied zwischen den verschiedenen Wasserarten?
Leitungswasser: Die wohl am weitesten verbreitete Art von Wasser kommt direkt aus Ihrem heimischen Wasserhahn. Es wird in Wasserwerken aufbereitet und seine chemische und biologische Zusammensetzung unterliegt gesetzlich vorgegebenen Anforderungen. Die Qualität Ihres Trinkwassers sichert die Trinkwasserverordnung, die 1975 aus dem Bundesseuchengesetz abgeleitet wurde. Allerdings darf das Wasser sehr hart sein und weil hartes Wasser weniger korrosiv gegenüber Metallen ist – und somit die großen Hauptleitungen schont –, haben die Versorger kaum Grund, die Härte zu reduzieren.
Was viele Menschen nicht wissen: Die Wasserversorger sind zwar für die Qualität Ihres Wassers verantwortlich, aber diese Verantwortung endet dort, wo Ihre Hausanschlussleitung beginnt. Von da an ist der Hauseigentümer – entweder Sie selbst oder Ihr Vermieter – für die Qualität des Trinkwassers zuständig. Es kann also durchaus passieren, dass Ihr Trinkwasser bei seinem Weg durch die häuslichen Leitungen Schadstoffe in sich aufnimmt. Häufiger Grund dafür sind etwa alte Wasserrohre (z.B. aus Blei) oder neue Leitungen aus Kupfer.
Filterwasser: Gefiltertes Wasser können Sie ebenfalls problemlos aus Ihrem eigenen Wasserhahn entnehmen. Allerdings müssen Sie zuvor ein entsprechendes Filtergerät an Ihrem Wasserhahn oder direkt am Hausanschluss installieren. Zu den beliebtesten Filteranlagen gehören sogenannte Umkehrosmosefilter und Aktivkohlefilter.
Beide Geräte setzen auf unterschiedliche Filterverfahren, die aber ein ähnliches Ziel verfolgen: Ihr Wasser von den möglicherweise noch vorhandenen Restmengen an Schadstoffen wie Chemikalien, Pestiziden oder Metallen zu befreien. Auch einen schlechten Geruch oder Geschmack Ihres Wassers können Sie durch eine hochwertige Filteranlage beheben.
Umkehrosmose-Filter entfernen daneben sogar die meisten gelösten Stoffe (Salze/Mineralien). Das Ergebnis ist ein niedrigmineralisertes Trinkwasser allerhöchster Reinheit.
Es gibt neben diesen beiden Verfahren noch einige mehr. Manche davon fokussieren sich auf die hygiensche Qualität, also die Entfernung von Mikroorganismen (Bakterien, Viren etc.), andere beseitigen nur offensichtliche Beeinträchtigungen wie Geschmack, Geruch und Chlor.
Destilliertes Wasser: Was unterscheidet nun dampfdestilliertes Wasser von hochreinem Filterwasser, z.B. aus der Umkehrosmose? Im Prinzip nichts – nur das Verfahren ist unterschiedlich. Weltweit gibt es sogar viele Geräte, mit denen Sie ihr Wasser zur Reinigung dampfdestillieren können, in Deutschland sind solche Geräte wegen der Möglichkeit damit auch Alkohol zu destillieren, steuerrechtlich beschränkt und dadurch für Privatpersonen seit einger Zeit schwieriger erhältlich.
Demineralisiertes bzw. Vollentsalztes oder auch Entionisiertes Wasser: Hierbei handelt es sich um Wasser, dem durch den Prozess der Deionisierung die meisten Mineral- und Salzionen (wie Kalzium, Natrium und Magnesium) entzogen wurden. Dieses Wasser ist im Baumarkt als Demineralisiertes oder Destilliertes Wasser erhältlich und nicht trinkbar. Es unterscheidet sich in mehreren Punkten von dampfdestilliertem Wasser: Solch ein chemisch-technisch erzeugtes Wasser kann ungeladene organische Verunreinigungen enthalten und vor allem Bakterien, Viren und andere Mikroorganismen. Demineralisiertes Wasser wird für Maschinen und Anlagen eingesetzt, damit es dort keine festen Rückstände wie Kalk hinterlässt. Zum Trinken eignet es sich NICHT – beachten Sie die Hinweise auf den Verpackungen.
Enthärtetes Wasser: Mit großen Ionentauschern am Hauseingang können Sie hartes Leitungswasser weicher machen, damit es für Ihre Hausgeräte, Ihre Armaturen und Ihre Haut/Haar angenehmer wird. Denn hartes Wasser hinterlässt Kalkspuren und Kesselstein und erhöht den Bedarf an Seife und Energie. Die Enthärtungsanlagen tauschen die Härtebildner Calcium und Magnesium dabei gegen Natrium-Ionen aus. Das Ergebnis ist weiches Wasser, allerdings mit einem erhöhten Natriumgehalt – was insbesondere bei Bluthochdruck beachtet werden sollte. Es ist für gesunde Menschen zum Trinken weder besser noch schlechter geeignet als das unbehandelte Leitungswasser.
Hierfür können Sie dampfdestilliertes Wasser verwenden
Es gibt viele Möglichkeiten, dampfdestilliertes Wasser im Haushalt und anderen Bereichen zu verwenden. Wir stellen Ihnen einige Anwendungen vor, in denen echtes destilliertes Wasser seine Vorteile entfaltet.
Destilliertes Wasser für Ihre Pflanzen
Selbstverständlich können Sie destilliertes Wasser auch dafür nutzen, um Ihre Blumen zu gießen. Ihre Pflanzen profitieren davon, wenn Sie Ihnen weniger Schadstoffe zuführen. Manche Gewächse wünschen sich sogar besonders reines Wasser, etwa Orchideen. Im Gegensatz zu uns Menschen, beziehen die meisten Topfpflanzen aber Ihre Nährstoffe zu großen Teilen aus dem Wasser. Mischen Sie das Destillat einige Stunden vor dem Gießen daher mit etwas Flüssigdünger.
Destilliertes Wasser für Ihre Haustiere
Katzen, Hunde und andere Haustiere nehmen ähnlich wie wir Menschen Elektrolyte hauptsächlich über die Nahrung auf. Viele Freigänger-Katzen nehmen sogar auf natürliche Weise destilliertes Wasser auf, indem Sie das Regenwasser von den Blättern der Pflanzen schlecken. Lassen Sie Ihr Haustier z.B. mal selbst entscheiden, indem beide Wässer angeboten werden!
Geben Sie Tieren jedoch KEIN Demineralisiertes Wasser aus dem Baumarkt!
Eignet sich destilliertes Wasser für Kaffee und Tee?
Für Kaffee gilt: Sowohl zu viele, als auch zu wenige Mineralien im Wasser wirken sich negativ auf die Entfaltung von Aromen aus. Da im destillierten Wasser gar keine Mineralien mehr zu finden sind, werden die Geschmackstoffe vom Wasser nicht gut aufgenommen und Nuancen im Aroma gehen verloren. Echte Baristas achten daher auf eine bestimmte – nicht allzu hohe – Mineralisation für ihren Kaffee.
Beim Tee hingegen wirkt sich hochreines Wasser durchweg positiv auf Geschmack, Farbe und Feinheit aus. Teeliebhaber sollten sich daher nach Möglichkeiten umsehen. Wenn dampfdestilliertes Wasser nicht zu beschaffen ist, könnte ein Umkehrosmose-Filter genau das Richtige sein.
Wo kann ich destilliertes Wasser kaufen?
Das als „Destilliertes Wasser“ bezeichnete Produkt erhalten Sie in jeder (Versand-)Apotheke oder Drogerie Ihres Vertrauens. Bitte beachten Sie jedoch, dass dieses Wasser nicht für die Verwendung als Lebensmittel vorgesehen ist. Aufgrund von technischen Rückständen aus dem Entsalzungsprozess sollten Sie es nicht trinken. Wenn Sie danach suchen, werden Sie auch echtes Dampfdestilliertes Wasser in spezialisierten Online-Shops finden, allerdings möchten wir Ihnen ganz bestimmt nicht ans Herz legen, sich Trinkwasser mit der Post senden zu lassen…
Häufig gestellte Fragen
Schützt mich destilliertes Wasser vor Bakterien?
Ja und nein. Abkochen allein tötet ja bereits die bekannten Krankheitserreger und wird daher für Immunsupprimierte und Babys empfohlen. Andererseits können in dem abkühlenden Wasser auch neue Keime entstehen und davon können sich einige auch in destilliertem Wasser vermehren, etwa Pseudomonas aeruginosa. Eine echte Sterilität ist im häuslichen Umfeld praktisch nicht möglich.
Ist Regenwasser destilliertes Wasser?
Auch Regenwasser, Schmelzwasser und Tau können als destilliertes Wasser bezeichnet werden. Es ist von hoher Reinheit und es dient einem großen Teil der Menschen schon immer als eine der Hauptquellen für Trinkwasser. Einige käufliche Tafelwässer sind an Gletscherquellen abgefüllt und enthalten sogar weniger Mineralien als Umkehrosmose (Lauretana 13 µS, Plose 27 µS).
Wie lange ist destilliertes Wasser haltbar?
In der Theorie ist destilliertes Wasser unbegrenzt haltbar. Erst, wenn es in irgendeiner Form verunreinigt wird, wirkt sich das negativ auf seine Haltbarkeit aus. In der Praxis ist es leider oft so, dass destilliertes Wasser mit Stoffen reagiert, mit denen es in Berührung kommt. So löst es beispielsweise Silikate aus Glasflaschen und wird dadurch mit der Zeit verunreinigt. Bewahren Sie das Wasser daher stets in gut verschlossenen Kanistern auf, die speziell für destilliertes Wasser geeignet sind.
Fazit: Kann ich destilliertes Wasser trinken?
Grundsätzlich ist das Trinken von dampf-destilliertem Wasser unbedenklich. Es handelt sich um sehr sauberes Wasser und hat gute entschlackende und lösende Eigenschaften. Nur theoretisch und in großen Maße konsumiert kann es zu Ausschwemmung von Elektrolyten kommen. Doch dampfdestilliertes Wasser ist käuflich schwer zu bekommen – der überwiegende Teil der als „Destilliertes Wasser“ bezeichneten Artikel ist eine technische Flüssigkeit für Dampfbügeleisen und Batterien – und nicht zum Trinken geeignet.
Wenn Sie destilliertes Wasser trinken wollen, um weniger Schadstoffe in Ihrem Körper aufzunehmen, empfehlen wir Ihnen den Umstieg auf gefiltertes Wasser. Vor allem mittels Umkehrosmose erhalten Sie ein Wasser, welches in seiner Reinheit Dampfdestillat sehr nahe kommt.